1953 geboren in Norden
1973 bis 1979 Studium der Malerei bei Prof. Udo Scheel an der Kunstakademie Düsseldorf, Außenstelle Münster; zeitgleich Geschichtsstudium an der Westfälischen-Wilhelms-Universität
1981 bis 2012 als Künstler freiberuflich tätig und als Kunstlehrer am Gymnasium Ulricianum in Aurich
seit 1991 Mitglied im Berufsverband bildender Künstler, von 1992 bis 2004 Vorsitzender des bbk in Ostfriesland
seit 1975 Ausstellungen im In- und Ausland
2002 erster Preis in der Kunstausschreibung der Karl-Simrock-Forschung Bonn für Arbeiten über Simrock und Freiligrath
2010 Publikumspreis der Landeskunstausstellung Niedersachsen "Landschaft im Umbruch – Räume im Wandel"
2024 Verleihung der Ubbo-Emmius Medaille
Herbert Müller und Rico Mecklenburg, Prädident der Ostfriesischen Landschaft
Auszeichnung von Herbert Müller
mit der Ubbo-Emmius-Medaille
Der Indigenatsausschuss hat in der Sitzung am 21. Februar 2024 beschlossen und das Kollegium der Ostfriesischen Landschaft hat in der Sitzung am 13. März 2024 diesen Beschluss bestätigt, Herrn Herbert Müller mit der Ubbo-Emmius-Medaille auszuzeichnen.
Herbert Müller wurde 1953 in Norden geboren. Von 1973 bis 1979 studierte er Malerei an der Kunstakademie Münster sowie Geschichte an der Westfälischen-Wilhelms-Universität. Nach dem Referendariat kehrte er nach Ostfriesland zurück und war von 1981 bis 2012 als Kunstlehrer am Gymnasium Ulricianum in Aurich tätig. Bereits seit Studienzeiten ist er zudem als freischaffender Künstler tätig.
Zwei thematische Schwerpunkte durchziehen das künstlerische Schaffen Herbert Müllers.
Im Lauf seiner jahrelangen und intensiven Beschäftigung mit der Landschaft Ostfrieslands ist es Herbert Müller gelungen, diese so trefflich einzufangen und unprätentiös zu inszenieren, dass seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Sujet mittlerweile selbst dessen Wahrnehmung prägt. Herbert Müllers Blick auf Ostfriesland ist unverkennbar.
Müllers zweiter thematischer Schwerpunkt sind Arbeiten zur Zeitgeschichte. Diese Darstellungen sind vorwiegend in schwarz-weiß gehalten und künden von Gewalt, Leid und Ohnmacht. Neben Zyklen, etwa zur Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha oder dem Irakkrieg, nimmt der Künstler auch hier vor allem Bezug auf seine ostfriesische Nahwelt. In unmittelbarer Nähe seines Ateliers befand sich Ende 1944 das Konzentrationslager Engerhafe. Müllers künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Thema beginnt in den 1980er Jahren und ist seitdem ungebrochen.
Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass das Schicksal der 188 beim Bau des Friesenwalls bei Aurich eingesetzten Häftlinge, die das Zwangsarbeitslager nicht überlebten, nicht in Vergessenheit geraten ist. Er war und ist eine der treibenden Kräfte des 2009 gegründeten Vereins Gedenkstätte KZ Engerhafe. Die vom Verein getragene Gedenkstätte im Alten Pfarrhaus wurde nach umfangreichen denkmalschutzgerechten Sanierungsmaßnahmen und einer fundierten wissenschaftlichen wie pädagogischen Neukonzeption der Dauerausstellung neu eröffnet. Der nicht zu überschätzenden Bedeutung Herbert Müllers für die Entstehung und Entwicklung der Gedenkstätte entspricht es, dass die Eröffnung von einer künstlerischen Werkschau seiner Arbeiten zu KZ Engerhafe begleitet wird.
Besonders hervorgehoben sei auch Müllers 2014 eingeweihten Großplastik in Aurich, das Mahnmal am Panzergraben im Sandhorster Wald, die auf den ehemaligen Einsatz- und Leidensort der Zwangsarbeiter verweist.
Ein Künstler wie Herbert Müller, der sowohl Kriegsgräuel als auch idyllische Landschaften seiner Heimat in großer handwerklicher Meisterschaft thematisiert, kann dazu beitragen, ein tieferes Verständnis und Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch, Natur und Konflikten zu schaffen. Solche Kunst kann das Bewusstsein für die Komplexität und Ambivalenz unserer Welt zu schärfen und Anstoß sein, Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen zu übernehmen. Herbert Müller selbst hat dies in beispielgebender Weise getan.
In Anerkennung dieser herausragenden Verdienste wird Herbert Müller mit der Ubbo-Emmius-Medaille ausgezeichnet.
Bensersiel, 25. Mai 2024
Rico Mecklenburg
Präsident der Ostfriesischen Landschaft
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